Amerika ruft vor allem deshalb zurück, weil dort der Hersteller bei Produktfehlern direkt haftbar ist.
Die Produkthaftung für Hersteller unterscheidet sich in den USA und Deutschland in mehreren wichtigen Aspekten:
Rechtliche Grundlagen
In Deutschland basiert die Produkthaftung auf dem Produkthaftungsgesetz (ProdHaftG) und dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB)2. In den USA gibt es kein einheitliches Produkthaftungsgesetz, sondern die Haftung basiert auf Rechtsprechung ("case law") und variiert zwischen den Bundesstaaten.
Haftungsgrundlagen
Deutschland:
- Verschuldensunabhängige Haftung nach ProdHaftG
- Verschuldensabhängige Haftung nach BGB
USA:
- Vertragliche Haftung ("Breach of Warranty")
- Fahrlässigkeitshaftung ("Negligence")
- Gefährdungshaftung ("Strict Liability in Tort")4
Schadensersatz
In Deutschland wird der Schadensersatz vom Richter festgelegt und umfasst hauptsächlich direkte Schäden und Schmerzensgeld. In den USA entscheidet eine Jury über den Schadensersatz, der zusätzlich "Punitive Damages" (Strafschadensersatz) beinhalten kann, welche in Deutschland unbekannt sind.
Prozessrisiken
Das Prozessrisiko in den USA ist für Hersteller deutlich höher:
- Jury-Entscheidungen können zu unvorhersehbaren und oft höheren Schadensersatzsummen führen
- Das Rechtssystem begünstigt Sammelklagen ("class actions")
- Es gibt keine Deckelung des Schadensersatzes wie in Deutschland13
Beweislast
In beiden Ländern muss der Geschädigte den Schaden und den Produktfehler nachweisen. In den USA kann die Beweislast jedoch je nach Anspruchsgrundlage variieren.
Insgesamt ist die Produkthaftung in den USA für Hersteller risikoreicher und potenziell kostspieliger als in Deutschland.